Baseline Shift [NUT | LAC 2] ist das Ergebnis eines recht drastischen Reduktionsprozesses. Es ist das Zweite in einer neuen Reihe von instrumentalen Arbeiten, nach einer langen Phase rein elektronischer Stücke. Neben wenigen anderen Arbeiten hat mich in den letzten Jahren die Reihe Amproprifications (Vorarbeiten seit 2015) beschäftigt, in der vorhandene Werke anderer Komponist*innen ausschliesslich mit Lautstärkeautomation überformt werden (Berio, Donatoni, Fauré, Maierhof, Kysela, Ablinger, Beethoven, Lang, Palestrina und wenn auch streng genommen nicht ganz zur Reihe gehörend: Lady Gaga). Zum ersten Mal in einen instrumentaleren, live steuerbaren Kontext übertragen wurden Erfahrungen aus den Amproprifications in ACHK, für zwei elektrische Gitarren und Elektronik, wo Klänge zwischen zwei Wänden aus Gitarrenverstärkern hin und her geworfen werden. Baseline Shift schliesst hier direkt an. Das gesamte Stück besteht aus einem Puls, der in seiner Geschwindigkeit und Breite langsam (und wenig) moduliert wird. Die fein variierten Rhythmisierungen der Amproprifications münden hier in grobes und gemeinsames Pulsieren, das Fremdmaterial weicht einem sich nur minimal verändernden Klang. Die diskursiven Momente der Rekontextualisierung und Rückbeziehung, sowie die Spannungen zwischen instrumentaler oder vokaler Musik und elektronischen Überformungen werden aufgegeben zugunsten einer Verschiebung der Aufmerksamkeit auf einen reduzierten Bereich zwischen Statik, Bewegung, Aktion, Innehalten, Insistieren, Verweigerung.

Instrumentation: 2 B-Cl Vn Vla 2 Vc Acc (ad lib) E-Guit. Perc 2 Ad-Hoc / Keyboard